Am Frauenberg bei Leibnitz wurden binnen 10 Tagen zwei Votive einer stillenden Muttergottheit gefunden: Am 5. Oktober 2014 entdeckten Archäolog*innen eine Statuette, welche dem Typus der „Isis lactans“ entspricht und eine Frau darstellt, die ein Wickelkind stillt, und am 14. Oktober kam eine weitere Isisstatue mit einem auf ihrem Schoß sitzenden Säugling zum Vorschein. Neben den Statuetten, welche für die Frage nach dem hier praktizierten Kult zentral sind, wurde bei den Grabungen ein früher Tempel entdeckt, der ein Vorgängerbau des Isistempels gewesen sein muss. Dieser wurde im mittleren ersten Jahrhundert nach Christus errichtet und weist einen einheimischen Grundriss auf.
Die beiden aktuellen Funde sowie der neu entdeckte Tempelbau bringen bedeutende neue Erkenntnisse in die Frage nach dem Frauenberger „Tempelberg“, der altes keltisches Stammeszentrum und kultischer Mittelpunkt der Region war. Bereits in der frühen römischen Kaiserzeit verschmolzen hier römische und einheimische Elemente miteinander, bevor das Heiligtum Wallfahrtszentrum wurde. In der Spätantike wurden die Tempel abgerissen und eine erste frühchristliche Kirche errichtet. Im Zuge der Grabungen der Jahre 2008 bis 2012 wurden zahlreiche Reste der damaligen marmornen Inneneinrichtung entdeckt, wodurch sich das Wissen um diese frühchristliche Periode verdichtet hat.
Die Ausgrabungen auf dem Frauenberg bei Leibnitz konnten in den vergangenen Jahren wieder intensiviert werden. Das Projekt „ ASIST – Archäologisch Soziale Initiative Steiermark„, welches unter der Projektträgerschaft der St:WUK mit maßgeblicher Unterstützung durch AMS und Land Steiermark umgesetzt wird, ermöglicht weitere Grabungen und somit auch neue Forschungsergebnisse. In Kooperation mit der Universität Graz werden darüber hinaus Lehrgrabungen abgehalten, die unter anderem der Ausbildung von Studierenden dienen; die Sanierung des Tempels fand mit Förderung des Bundesdenkmalamtes statt.