Mag. Dr. Andreas Kristl ist im St:WUK-Projekt „ Arbeitsplätze für steirische Naturparkregionen“ als Projektleiter tätig; er vermittelt hier einen Einblick in die Entwicklung des Projektes.
Projektbeschreibung:
Für die Zukunft ländlicher Regionen sind die Schaffung von zukunftsorientierten Arbeitsplätzen und die damit verbundene Verhinderung der Abwanderung von existentieller Bedeutung. Hier setzt das vom Verband der Naturparke Österreichs 1999 initiierte Projekt „Arbeitsplätze für steirische Naturparkregionen“ an. Ziele sind die Schaffung von neuen und die Sicherung von vorhandenen Arbeitsplätzen in den Bereichen Landwirtschaft, sanfter Tourismus und Gewerbe in den 7 steirischen Naturparken sowie die Erhaltung und die nachhaltige Entwicklung von ökologisch intakten Kulturlandschaften.
Die steirischen Naturparke repräsentieren jeweils charakteristische Kulturlandschaften. Die Pflege dieser Kulturlandschaften zielt auf die nachhaltige ökologische Entwicklung von wertvollen Landschaftstypen, Landschaftselementen und Sonderstandorten ab und liefert somit einen wesentlichen Beitrag zur Sicherung der Biodiversität. Naturparke sind „Mehrwert-Landschaften“ – sie sind Lebens-, Erholungs- und Bildungsraum für Menschen und weisen einen Reichtum an einzigartigen Naturräumen und Ökosystemen auf. Dazu gehören auch seit Jahrhunderten traditionell genutzte landwirtschaftliche Flächen mit besonderen „Naturpark-Spezialitäten“ wie alten Obstsorten und in Summe einem hohen Maß an Biodiversität und Artenreichtum.
Das Projekt „Arbeitsplätze für steirische Naturparkregionen“ bietet Menschen, die auf Arbeitssuche sind, seit Mai 2000 zeitlich befristete Arbeitsplätze an und unterstützt damit die steirischen Naturparke wesentlich bei der Umsetzung ihrer Vorhaben und Projekte.
Das erste Arbeitsgebiet der Mitarbeiter*innen ist die Landschaftspflege als sogenannte Naturpark-Pfleger*innen. Landwirtschaftlich genutzte Flächen werden vielerorts aufgegeben, hier übernehmen die Naturparke die Landschaftspflege und leisten somit einen immensen Beitrag in Hinblick auf die Erhaltung der Biodiversität. Diese Kulturlandschaftspflege umfasst eine Reihe unterschiedlicher Arbeitsmaßnahmen, wie beispielsweise die aktive Eindämmung der Ausbreitung von Neophyten oder gezielte Mäharbeiten von Sonderstandorten (z.B. Trockenrasen), die Pflege von Heckenlandschaften, Streuobstwiesenbeständen, und Almen. Auch aktive Naturschutzarbeit wird geleistet, wie – um nur ein Beispiel zu nennen – durch Renaturierungsmaßnahmen bei unter Naturschutz stehenden Feuchtgebieten (Wiedervernässung, schrittweise Beseitigung von Abflusskanälen, Schaffung von offenen Wasserflächen).
Der zweite Aufgabenbereich der Mitarbeiter*innen umfasst die Projekt-, Öffentlichkeits- und Naturvermittlungsarbeit. Hier geht es um die Unterstützung von Biodiversitätsprojekten in den Naturparken, um die Sensibilisierung für das Thema und natürlich um die Vermittlung direkt in der Natur, wobei Mitarbeiter*innen als Natur- und Landschaftsvermittler*innen tätig sind. Auf diese Weise kann anschaulich vermittelt werden, weshalb die traditionellen Kulturlandschaften in den Naturparken derart artenreich, abwechslungsreich und einzigartig sind, wie sie über viele Jahrhunderte hinweg langsam durch die Arbeit der Menschen entstanden sind und welche Bedeutung sie heute haben.
Resümee:
Von den bisher rund 300 Mitarbeiter*innen im Beschäftigungsprojekt waren mehr als 150 ausschließlich als Naturpark-Pfleger*innen tätig und hochgerechnet 12.000 Tage im Bereich der Landschaftspflege im Einsatz. Sie haben durch ihre Arbeit wichtige Beiträge zur Biodiversität in den Naturparken geliefert, haben sie doch die landschaftliche Vielfalt, die Vielfalt an Lebensräumen und Ökosystemen gesichert und damit die Artenvielfalt (Pflanzen, Tiere, Pilze und Mikroorganismen), aber auch die genetische Vielfalt innerhalb von Arten positiv beeinflusst. Gerade bei den traditionellen Kulturlandschaftstypen wie beispielsweise Streuobstwiesen oder Almen zeigt sich deutlich, dass die Art der Nutzung dieser Flächen bzw. deren Pflege eine wichtige Rolle bei der Sicherung der biologischen Vielfalt spielt, ganz im Sinne der Grundstrategie der Österreichischen Naturparke, welche „Schützen durch Nützen“ lautet.
Ausblick:
2016 wird der Bereich der Landschaftspflege in den beteiligten Naturparken besonders forciert: hervorzuheben sind der Bereich des Neophytenmanagements im Naturpark Mürzer Oberland, wo erstmals zwei Mitarbeiter*innen in diesem Bereich eingesetzt werden, oder die Naturparke Zirbitzkogel-Grebenzen und Almenland, wo rund 1.350 Arbeitstage für die Landschaftspflege reserviert sind. Im Naturpark Eisenwurzen wiederum wird ein Streuobstwiesen-Projekt mit dem Ziel, seltene Obstsorten zu erhalten, weitergeführt und vor allem an der In-Wert-Setzung der Bestände gearbeitet. In Zukunft sind spezielle Schwerpunktsetzungen in der Landschaftspflege in den Naturparken, beispielsweise die Bereiche „Almpflege und Biodiversität“ oder „Heckenlandschaften und Biodiversität“, angedacht.
Durchgeführt wird das Projekt „Arbeitsplätze für steirische Naturparkregionen“ in Kooperation mit dem AMS Steiermark, der St:WUK (Steirische Wissenschafts-, Umwelt- und Kulturträger GmbH) als Projektträger, dem Land Steiermark, den steirischen Naturparken und dem Verband der Naturparke Österreichs. Finanziert werden das Projekt und somit die Mitarbeiter*innen ausschließlich über das AMS, die St:WUK und über Beiträge der Naturparke.